Review Canton your duo das einfachste drahtlose Hifi Musiksystem


Da ich schon länger auf der Suche nach einem kabellosen und gleichzeitig auch klangvollen Lautsprechersystem bin, wollte ich auch das neue wireless-System von Canton namens "my_world" ausprobieren. Neben einem Stereolautsprecherpaar "my_duo", über das ich hier berichte, ist auch ein Einzellautsprecher "my_solo" erhältlich, außerdem soll demnächst ein zusätzlicher Subwoofer erscheinen, der dem System auch im Bassbereich Feuer unterm Hintern macht, was es meiner Meinung nach auch dringend nötig hat.

Mir ist wichtig, dass ich das System in meine bestehende Infrastruktur mit NAS-Medienserver, auf dem sich meine gesamte Musik befindet, integrieren kann, gleichzeitig sollen sich meine bestehenden Apple-Geräte und Player nahtlos in das System einfügen, wobei mir auch wichtig wäre, dass beide Lautsprecher völlig unabhängig voneinander agieren und somit keine Kabelverbindung untereinander benötigen. Gerade bei der kabellosen Unabhängigkeit sieht es am Markt nach wie vor etwas mager aus. Kaum ein Hersteller bietet wirklich unabhängige Lautsprecher an, die einfach an die Steckdose angestöpselt werden, und dann die weitere Kommunikation kabellos (auch zwischen den einzelnen Lautsprechern) geschieht.

Leider bestehen auch bei den vielversprechenden Raumfeld-Systemen von Teufel die Stereosysteme zumeist aus einer Aktiveinheit und einer Passivbox, die dann untereinander erst recht wieder ein Kabel benötigen. Auch das beinahe perfekte Soundsphere Airplay-System von Philips, benötigt zu allem Überfluss zwischen den einzelnen Lautsprechern ein Kabel.

Etwaige Kandidaten, die tatsächlich vollkommen unabhängig agieren habe ich bereits ausprobieren können, darunter den Play:3 von Sonos, als auch die Zikmu von Parrot, wobei mich das Sonos-System zwar technisch überzeugen konnte, klanglich jedoch weniger, die Zikmu von Parrot hingegen in beiden Punkten versagten.

Um mich nicht vorab auf ein einziges System festzulegen, habe ich mir nun auch die wireless-Lösung von Canton genauer ansehen wollen, wobei ich gleich jetzt sagen muss, dass mir von allen jenen die Canton am wenigsten gefallen haben, sowohl vom Konzept als auch von den klanglichen Möglichkeiten.

Die Lautsprecher selbst sind sehr schön verarbeitet und machen einen massiven und robusten Eindruck. Die Oberfläche ist glänzend und wirkt edel und passt sich nahtlos in unsere vorwiegend weiße Einrichtung ein.
Mit abgenommenem Frontgitter gefallen mir die Lautsprecher sogar noch mehr, weil sie kraftvoller und imposanter aussehen, wobei ich bei der weissen Variante die Front dahinter auch gern in weiß gesehen hätte, während die Membranen von mir aus ruhig schwarz bleiben könnten. Mit Lautsprechergitter sehen sie für meinen Geschmack etwas trivial aus und erinnern mich an JBLs Control One. 
Etwas überrascht war ich von den billigen Gummiklebern, die wohl als Füsse dienen sollen und erst selbst an die Unterseite der Lautsprecher angeklebt werden müssen.


Im Grunde genommen ist das Canton-System auf möglichst einfache Bedienung ausgelegt. Einen Knopf am Sender drücken und sich für eine Farbe des Funkkanals entscheiden, danach an den Empfängern ebenfalls die selbe Farbe einstellen, und schon kann Musik gestreamt werden, ohne mühsame Routerkonfigurationen, Medienfreigaben, Firewallanpassungen etc.
Das Problem ist, dass Canton für das kabellose Musikstreaming eine eigene proprietäre Lösung nutzt. Im Falle des von mir getesteten Canton Starter Packs, der auch den Apple-Dock beinhaltet, ist man immer auf den Dock angewiesen, was ich sehr schade finde. Canton hätte auch eine Dock-freie Lösung anbieten können, bei dem zu den jeweiligen Lautsprechern per Airplay oder per Upnp gestreamt wird. So aber muss immer ein Iphone bzw Ipod angedockt sein, damit man überhaupt musikhören kann. Der Dock ist auch derart gestaltet, das ein Docken eines Ipads z.B. von vornherein unterbunden wird. Musik vom Ipad kriegt mit dem Canton-System nicht hin, außer man stöpselt es erst umständlich per Klinkenkabel am Dock an.



Man ist insgesamt vorwiegend auf die Fernbedienung angewiesen, die vom Design an ein Relikt aus den 80ern erinnert und auch gewichtsmäßig beinahe meinem Laptop Konkurrenz macht. Die Fernbedienung kann zwar die Grundfunktionen des Ipods steuern, aber viel praktischer und intuitiver ist nun mal die Steuerung per Tochscreen, weshalb ich auch die Sonos-App auf dem Ipad nach wie vor zu den besten und intuitivsten Musikapps zähle. Sich stattdessen mit einer Fernbedienung behelfen zu müssen, oder gar das Gerät direkt im Dock zu bedienen anstatt in der Hand, ist für mich persönlich eher ein Schritt zurück, weshalb das Canton-System schon allein deswegen im Vergleich zu den anderen Varianten abfällt.
Canton bietet zwar auch einen USB-Dongle an, um zusätzlich das Streaming vom Computer zu erlauben, was in meinem Fall jedoch kaum genutzt würde, da ich den Computer nur noch in Notfällen einschalte, und alles Alltägliche nur noch per Ipad bzw Iphone erledige. Extra den Computer hochzufahren, nur damit man ein wenig Musik hören kann, ist lästig.


Beiden Lautsprechern liegt ein eigenes externes Netzteil bei. Ich finde es schade, dass dies nicht in den Lautsprechern integriert werden konnte, sondern immer ein zusätzliches Kästchen bzw. zwei davon irgendwo rumliegen. Im Standby pendelt sich die Stromaufnahme zwischen gemessenen 0,5-1Watt pro Lautsprecher ein, was in erträglichem Rahmen bleibt. Die Lautsprecher selbst verfügen über keinerlei Bedienelemente, außer den Tasten zum Umschalten des Funkkanals, sowie zur Einstellung der Zonen. Mir war jedoch bis zum Schluss nicht klar, wie genau die Zuweisung nach unterschiedlichen Zonen funktionieren soll. Ich habe keinen Schimmer wie ich das System durch weitere Lautsprecher erweitern könnte, bzw. wie ich bestimme welcher Lautsprecher was abspielt, oder mit welcher Lautstärke, da es auch am Dock selbst keinerlei Lautstärkeregelung gibt, weshalb ich vermute, dass ich dann dauernd mit der klobigen Fernbedienung rumlaufen muss...
Sonos bietet beim Play:3 wenigstens dedizierte Lautstärketasten an, über deren Sinn ich mich aus eigener Erfahrung überzeugen konnte, nachdem die Lautsprecher über die App auf einmal nicht mehr ansprechbar waren, sie aber weiterhin munter Musik gespielt hatten.

Theoretisch könnte man am Canton-Dock auch eine Airport-Express anhängen, um das System Airplay-fähig zu machen, denn der Dock ist sowohl mit einem zusätzlichen Cinch-Audioausgang als auch einem Audioeingang über Miniklinke ausgestattet. Aber es ist klanglich nicht die Mühe wert und auch finanziell eher fragwürdig, denn klanglich haben mich die Canton überhaupt nicht überzeugt. Sie klingen für sich genommen nicht schlecht, aber sie klingen auch in keinster Weise überragend, eher wie mittelmäßige Böxchen von einer durchschnittlichen Minianlage. Ich habe mir bei dieser Größe doch viel mehr erwartet. Weder im Hochtonbereich können sie überzeugen, da der Klang hier teilweise etwas dumpf wirkt, und gewisse Töne beinahe lispeln. Die Mitten klingen zwar angenehm natürlich, jedoch fehlt beim Bass unterhalb von 100hz relativ viel. Für die Küche, fürs Büro oder ähnliches mag das System durchaus OK sein, aber bei mir soll das ganze immerhin die Hauptanlage ersetzen, und dafür klingen die Canton nicht gut genug, ganz zu schweigen vom Preis, der für diesen Zweck auch zu teuer wäre.


Ich war sogar sehr überrascht, dass die winzigen Bose Computer Music Monitors bei moderaten Lautstärken einen kraftvolleren Klang liefern konnten als die Canton, wenn auch insgesamt nicht ganz so differenziert. Die Bose waren in den obersten Frequenzen klarer, in den Mitten zurückhaltender, dafür im Bass aggressiver, wenn auch nicht ganz so tief reichend wie die Canton. Aber trotzdem bemerkenswert, wie 2 Lautsprecher in der Größe einer Coladose ein im Bassbereich vergleichbares Klangvolumen erzeugen können wie die Canton, in denen sie volumsmäßig jeweils etwa 6 mal Platz hätten. Erst bei höheren Leveln über Zimmerlautstärke konnten sich die Canton wirklich durchsetzen und ihre höhere Leistung ausspielen. Immerhin wird die Leistung herstellerseitig mit je 2 x 50 Watt angegeben, was auch ziemlich genau der Stromaufnahme von 24V und 2A entsprechen würde.



Exakt die selben Leistungsangaben nennt Philips auch für deren Fidelio Soundsphere, die ich bereits kurz vorgestellt habe, womit die Canton leistungsmäßig eigentlich direkt vergleichbar sein sollten, auch wenn sie von der Größe und vom Volumen leicht im Nachteil sind.
Im direkten Vergleich liefern die Fidelio Soundsphere jedoch einen viel reiferen und volleren Klang ab. Jedes mal wenn ich beim Testen von den Soundsphere auf die Canton zurückgeschaltet habe, hatte ich das Gefühl kleine Regalboxen zu hören, während man bei den Philips eher schon das Gefühl hatte richtige Standboxen vor sich zu haben.
Die Canton klangen nun tatsächlich dumpf und hohl. Gewisse Hihats gingen total unter, während sie von den Soundsphere klar und deutlich wiedergegeben wurden. Der Gesamtklang war bei den Philips runder in sich geschlossener und gleichzeitig auch angenehmer und transparenter. Es klang groß und teuer, während die Canton nicht über den üblichen Regalboxen-Durchschnitt kamen. Selbst den Play:3 hatte ich imposanter in Erinnerung, wenngleich auch er nicht perfekt war, da er erst bei höheren Lautstärken wirklich zu leben begann.

Mein Fazit:
Mit  my_World will nun auch Canton in den heiss umkämpften Markt der streaming Systeme einsteigen. Sowohl Sonos als auch Teufel bieten bereits ihre eigenen ähnlichen Produkte an. Darüber hinaus mischt Apple mit Airplay heftig mit, das von vielen Hersteller bereits in interessanten Airplay Lautsprechern umgesetzt wurde. Nach und nach kommen immer weitere Airplay-fähige Produkte auf den Markt.

Canton scheint jedoch ein eigenes Süppchen kochen zu wollen. Die Ansätze des your_World Systems sind sehr gut: dazu gehören völlig unabhängige Lautsprecher, die keinerlei Kabelverbindung untereinander benötigen, außerdem hat Canton bereits einen wireless-Subwoofer vorgestellt, der das System ergänzen wird und im etwas schwächelnden Bassbereich für genügend Dampf sorgen sollte. Das Setup ist als solches nicht mal den die Erwähnung wert, denn man drückt so lange einen Knopf, bis auf allen gewünschten Komponenten die selbe Farbe angezeigt wird. Einfacher geht es wirklich nicht.

Leider liegt die Tücke im Detail, denn Canton zwingt den Benutzer entweder den Ipod-Dock, der noch dazu für Ipads nicht geeignet ist, oder einen zusätzlichen USB-Dongle zur Musikwiedergabe zu verwenden. Gesteuert wird der Rest mit einer altmodischen und klobigen Fernbedienung. Das System wird in etwaige bestehende Netzwerkstrukturen nicht integriert und bietet so auch keinerlei Vorteile einer zentralisierten Medienverwaltung, des Medienzugriffs aus dem Netz usw.

Klanglich konnten mich die Lautsprecher im Endeffekt auch nicht überzeugen. Zu durchschnittlich, ohne wirklichen Pepp fand ich die Performance der my_duo. Der angekündigte Subwoofer würde dem System sicherlich auf die Sprünge helfen, ist aber zur Zeit noch nicht erhältlich. Aber nicht nur die schwache Basswiedergabe hat mich enttäuscht, sondern auch in oberen Frequenzbereichen zeigten die Lautsprecher Schwächen, die teilweise in relativ dumpfer Wiedergabe resultierten.

Für meine Zwecke ist das System von Canton derzeit noch zu unflexibel, es bleibt abzuwarten, ob Canton in Zukunft nicht zusätzliche Komponenten anbieten wird, die das System durch neue Funktionen erweitern wird wie Airplay, oder Upnp-Steuerung usw. Auch größere Lautsprecher wären vorstellbar. Ähnlich wie Teufel unterschiedliche Größen (S, M und L) anbietet.

Wer aber schnell mal ohne viel Aufwand und ohne aufwändige Verkabelung Musik von seinem Ipod/Iphone hören will, könnte mit den your_duo durchaus Spass haben. Günstiger kommt man jedoch mit einem Set Audioengine 5 weg, an die man zusätzlich einen Apple-Dock anschließt oder direkt eine Airport-Express ansteckt. Noch komfortabler sind die Epoz Aktimate, die bereits einen Apple-Dock integriert haben, bzw im großen Modell "Maxi" sogar einen Upnp-Netzwerkplayer. Die klangliche Performance dürfte mit beiden sogar besser sein.


+ Neutrales ansprechendes Design, wertige Verarbeitung
+ Lautsprecher agieren unabhängig, benötigen keinerlei Kabelverbindung untereinander
+ einfachstes Setup
+ Aufteilung in unterschiedliche Zonen
+ Erweiterbarkeit durch weitere Lautsprecher oder Subwoofer
+ niedriger Standbyverbrauch


- teuer
- durchschnittlicher Klang
- nur Streaming von einem Apple-Dock oder USB-Dongle möglich
- 3 externe Netzgeräte notwendig (2x je Lautsprecher, 1x Dockingstation)
- Musiksteuerung nur mittels Fernbedienung oder am gedockten Player

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