Review Logitech UE Boombox die Boombox für ultimative Ohren

Logitech hat vor einiger Zeit die Marke Ultimate Ears aufgekauft, die damals für ihre professionellen In-Ears Monitore bekannt waren. Mittlerweile verwendet Logitech diesen Namen zur Vermarktung eigener Produkte in einer Art "Premium"-Schiene. Darunter fällt auch die neue Logitech UE Boombox, die ich kurz angetestet habe.


Es scheint sich bei der UE Boombox um eine überarbeitete Version der bereits bekannten und sehr populären Wireless Boombox (Z715) aus dem Hause Logitech zu handeln, nur etwas hübscher verpackt und um mehr als das Doppelte angeboten. In Wahrheit handelt es sich bei der UE Boombox natürlich um ein ganz neues Produkt, aber die Treiberkonfiguration ist dennoch fast identisch wie beim Vorgänger, nur das Gehäuse wurde deutlich vergrößert, ist nun auch aus Metall und wirkt dadurch viel edler wie der Vorgänger, was sich natürlich im Preis niederschlägt.

Aber obwohl das Design tatsächlich sehr chic ist und eine Art retrofuturistischen Charme ehemaliger Heizstrahler von Braun versprüht, haben mich vor allem die akustischen Qualitäten interessiert. War schon das Vorgängermodell klanglich nicht so schlecht, enttäuschte es jedoch bei Akkubetrieb völlig, da dem Klang dann die Puste ausging.
Ich wollte wissen ob die UE Boombox auch noch unter diesen Krankheiten litt, oder ob es hier um ein ernsthaftes "Tool" zum Musikhören unterwegs handeln würde.

Die UE Boombox ist nicht mehr ganz so kompakt, aber sie ist um vieles kleiner als populäre Boomboxen wie Harman Kardon go&play, oder Altec Lansing MIX etc.
Grob nachgemessen (ohne Tragegriff) beträgt das Gehäusevolumen nicht ganz 3 Liter, der Lautsprecher wiegt dabei fast 2kg. Auch wenn sie nicht viel größer als ein durchschnittlicher altmodischer Kofferradio erscheinen mag, so merkt man dann doch verglichen mit dem Bose Soundlink, um wie viel größer die Boombox eigentlich ist. Ein besserer Vergleich wäre größenmäßig der Bose Sounddock bzw. der neue Soundlink Air.

 
Kann ich den Soundlink schnell mal unter den Arm klemmen, oder bei Bedarf sogar ein einer Aktentasche verstauen, benötigt man für die Boombox schon einen größeren Rucksack, außer man trägt sie in der Hand, oder gleich auf der Schulter und besinnt sich dabei auf die guten alten 80er Ghettoblaster-Tage.



Das Benutzerinterface der UE Boombox ist aufgeräumt und gleichzeitig minimalistisch. Auf der linken Seite befindet sich die Bluetooth-Taste wie auch der Powerknopf, außerdem ein Aux-in Anschluss für nicht Bluetooth-fähige Geräte und der Anschluss für das externe Netzgerät.

Dazwischen ist auch ein kleines Loch, in dem sich ein Statuslicht befindet. Dieses blinkt, wenn der Akku geladen wird und erlischt, sobald das Laden beendet wird.

Ein- und Ausschalten wird mit einem Ton, einer Art Akkord bestätigt. Dieser nervt gottseidank nicht so wie die Töne oder Ansagen der Jambox, die man mit dem letzten Update übrigens auch endlich deaktivieren kann.
Auch bei erfolgter Bluetoothverbindung ist ein Ton (oder eher Geräusch) zu hören.








Die ganze rechte Seite fungiert hingegen als ein riesiger Lautstärkeknopf, den man meistens aber gar nicht benötigen wird, da man die Lautstärke sowieso über den Zuspieler regeln wird.

Ich hätte mir ehrlich gesagt die blauen Seiten in einer etwas dezenteren Farbe gewünscht. So wirkt das ganze dann doch unnötig "cheesy".
Dunkelgrau oder schwarz würde das ganze meiner Meinung nach noch edler wirken lassen.















Der untere Teil des Gehäuses ist gummiert. Ich kann nicht sagen wie robust dieser Überzug ist, aber ich hatte bisher mit dieser Art von Oberfläche eher schlechte Erfahrungen. Beim Tivoli PAL haben sich innerhalb kürzester Zeit die Ecken abgelöst. An meiner ehemaligen Lumix G1 war die Gummierung auch bald en heiklen Stellen weggewetzt, und mein altes Compaq Presario Notebook hat den Gummibezug genauso wenig lange halten können.
Die Gummierung ist natürlich von Vorteil, um etwaige Vibrationen der Lautsprecher oder in diesem Fall Passivradiatoren nicht an den Untergrund weiterzugeben. Aber ehrlich gesagt sind mir bei der UE Boombox auch keine besonders starken Vibrationen aufgefallen. Offenbar scheinen die Passivradiatoren vorne und hinten entgegengesetzt mit der gleichen Masse zu schwingen, wodurch gar keine einseitige Unwucht entstehen kann.


An der Unterseite befindet sich ein kleines Akkufach, was sehr lobenswert ist, da der Akku nach seinem Lebenszyklus im Notfall gegen einen neuen ausgetauscht werden kann. Ich war natürlich äußerst neugierig, um zu erfahren welcher Akkutyp hier verbaut wurde und wie stark dieser ist, denn bei der alten Wireless Boombox war der Akku einfach viel zu spärlich bemessen. 
Ich dachte ich kippe vom Stuhl, als ich dann den fast schon lächerlichen Akku der UE Boombox aus seinem Versteck holte. Der Akku ist kaum größer als eine stinknormale AA-Zelle, liefert laut Angaben 2150mAh bei 3,7V. Selbst der Akku der Wireless Boombox war größer, hatte jedoch eine ähnliche Kapazität. 

Das Netzgerät der UE Boombox liefert 2A bei 12V, ist somit um einiges stärker als der Strom, den der Akku abgeben kann.


Ich habe dadurch schon befürchtet, Logitech hätte den selben Fehler gemacht wie beim Vorgänger und würde bei der UE Boombox den Klang im Akkubetrieb genauso kastrieren wie zuvor. Zum Vergleich liefert der Soundlink Akku eine ähnliche Ladung jedoch bei 12V. Welcher Lautsprecher nun effizienter mit dem Strom umgeht, kann ich nicht sagen, auf jeden Fall klingt die UE Boombox diesmal gleich, egal ob bei Netzbetrieb oder von Akku. Es gibt zwar einen anderen Nebeneffekt bei Akkubetrieb, auf den ich jedoch erst später eingehen will.

Eine weitere Besonderheit, die extra erwähnt werden sollte ist, dass sich die UE Boombox mit 3 verschiedenen Geräten gleichzeitig paaren kann. Sie kann zwar nicht von allen dreien gleichzeitig Musik abspielen (quasi als Mix), aber stoppt man an einem Gerät die Wiedergabe, kann das nächste Gerät sofort losspielen, ohne dass man irgendetwas extra neu paaren müsste.
Im Grunde finde ich dieses Feature äußerst praktisch, denn hat man mehrere Bluetoothgeräte im Haus, bräuchte man nicht jedes mal neu zu verbinden, wenn man die Wiedergabe von einem Gerät aufs andere legen will. Die Boombox würde mehr oder weniger einem Airplay-Lautsprecher ähneln, der von 3 gepaarten Geräten aus verfügbar wäre.
Das funktioniert nicht immer ganz so reibungslos wie hier beschrieben. Je nachdem welche Geräte mit der UE Boombox verbunden sind, kann es sein, dass das nächste Gerät erst nach einigen Sekunden die Wiedergabe starten kann. Mit aktuellen Iphones und iOS5 war der Wiedergabewechsel sofort möglich, bei einem alten Iphone mit älterem Betriebssystem und einem Ipad wurde die Wiedergabe erstmal einige male gestoppt, bis dann wirklich das Ipad losspielen konnte.

Leider hat diese Angelenheit einen Haken. Man muss nach dem Einschalten alle gewünschten Geräte sowieso manuell mit der UE Boombox verbinden. Von alleine stellt die UE Boombox nur die Verbindung zum ersten gefundenen Gerät auf, nicht aber zu allen dreien. Will ich die UE Boombox auch mit einem weiteren meiner Geräte paaren, muss ich die UE Boombox erst unter den bekannten Geräten auswählen und die Verbindung hier forcieren, erst dann verbindet sich die UE Boombox mit einem weiteren Gerät, auch wenn dieses bereits bekannt ist.
Vielleicht ist das technisch gar nicht anders möglich, aber schön wäre es, wenn die UE Boombox sich sofort mit allen bekannten Geräten gleichzeitig verbinden würde, um alle weiteren notwendigen Menüschritte zu vermeiden.
Ich dachte hier vor allem an meine Mutter, die immer wieder Probleme hat ihre beiden Geräte Iphone und Ipad entsprechend mit ihrer Jambox zu paaren. Meistens verbindet sich die Jambox mit dem Gerät, das gerade nicht gewünscht ist. Aber offenbar bietet auch die UE Boombox in diesem Fall keine Erleichterung.
Eine Möglichkeit für etwaige Firmwareupdates habe ich nicht entdeckt, da der UE Boombox offensichtliche Interfaces ala USB usw fehlen.

Die Reichweite der Bluetoothverbindung ist in etwa dem Soundlink ähnlich. Im Freien komme ich auf etwa 25-30 Meter, bevor die Verbindung zu Stottern beginnt. Mir sind aber auch so immer wieder Abbrüche bei Bluetooth aufgefallen, die ich nicht ganz eingrenzen konnte. Die UE Boombox hat sich dann nach einigen Sekunden wieder allein mit dem Zuspieler verbunden. Aber kurze Abbrüche habe ich dennoch wiederholt festgestellt.

Das wichtigste wie immer am Schluss, nämlich der Klang:
Ich kann mich nicht wirklich negativ über die Boombox aussprechen. Der Klang ist druckvoll, laut und schindet Eindruck. Aber wirklich ausgewogen klingt die Boombox nicht. Die Höhen sind relativ schrill, und der Bass ziemlich wummig, was dagegen beinahe völlig untergeht ist der Mittenbereich.

Gegen größere Ghettoblaster und Boomboxen ala Harman Kardon go&play, oder Altec Lansing MIX kann die UE Boombox in keinster Weise anstinken. Sie hat weder das klangliche Volumen, noch deren Power, um wirklich mithalten zu können. Selbst der Vergleich mit dem Soundlink (in diesem Fall mit der neuen Soundlink Version) geht eher zugunsten des Soundlink, obwohl dieser mehr als zwei mal Platz in der UE Boombox hätte.
Der Bass vom Soundlink ist nicht so wummig abgestimmt, aber ähnlich druckvoll, wenn nicht sogar kraftvoller. Die Mitten sind beim neuen Soundlink viel natürlicher, man hört Stimmen, die bei der Boombox kaum auszumachen sind. Nur im Höhenbereich klingt der Soundlink im direkten Vergleich richtig dumpf, aber auch nur deswegen, weil die Boombox hier bereits ziemlich spitz ist. Für meine Ohren klingt es fast ein wenig so, als hätte jemand mit dem EQ gespielt, der keine Ahnung davon hat. Auch meine Mutter, die nicht gerade technisch interessiert ist und auch sicherlich nicht mehr ganz so gut hört, hat gemeint die UE Boombox hätte einen zischenden Klang.

Für sich genommen ist die Boombox durchaus hörbar und je nach Genre klang sie teilweise auch besser als der Soundlink. Vor allem Dance-Mucke kam auf der Boombox richtig kraftvoll. Für meinen Geschmack jedoch habe ich eher das Gefühl, als würde die UE Boombox den Klang unnötig aufblähen, ohne ein wirklich positives Resultat. Der Soundlink klingt realistischer und im Falle der neuen Version auch im Stimmbereich präsenter.

Was die maximale Lautstärke betrifft, so kann die UE Boombox durchaus laut spielen, sie spielt dann auch um einiges lauter als der Soundlink, verzerrt aber ab einer gewissen Lautstärke erheblich, dabei scheint es egal ob sie von Netzgerät oder Akku spielt, sie spielt beide male gleich laut und verzerrt auch gleich.
Der lustige Nebeneffekt bei Akkubetrieb ist jedoch, dass die maximale Lautstärke mit der Zeit immer mehr abnimmt. Ich hatte die UE Boombox während einer längeren Autofahrt im Einsatz und die Lautstärke nahm bereits nach einer Stunde merkbar ab, ich konnte zwar dann noch am Player nachregeln und lauter stellen, aber kurze Zeit später wurde die Lautstärke nochmals sprunghaft reduziert. Nach 2 Stunden war die maximal mögliche Lautstärke der UE Boombox dann bereits um einiges niedriger als die des Soundlink, wobei dieser bei voller Lautstärke unverändert und ununterbrochen gute 4 Stunden durchspielen kann.
Dieser Umstand scheint dem mikrigen Akku zu verdanken zu sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass in einem derart großen Gehäuse nicht Platz für einen stärkeren und größeren Akku gewesen wäre.

Wer also unterwegs gerne laut und etwas länger Musik mit der UE Boombox hören will, sollte eher wo anders suchen. Logitech gibt zwar die Akkulaufzeit mit 6 Stunden an, aber dabei werden wohl eher Zimmerlautstärken gemeint sein.

Insgesamt würde ich die UE Boombox durchaus positiv bewerten. Sie kann vor allem durch ihr auffälliges und gleichzeitig elegantes Design punkten. Aber mit etwas Aufpreis ist man mit einem Soundlink deutlich portabler, hat den meiner Meinung nach besseren Klang und auch einen Akku, auf den man sich verlassen kann. So habe ich den Soundlink auch schon deutlich länger als 12 Stunden am Stück im Einsatz gehabt, wenn die Lautstärke sich in "normalen" Bereichen abgespielt hat.
Die UE Boombox gehörte richtig feingetuned und mit einem stärkeren Akku versehen, dann wäre Logitech wahrlich ein Meisterstück gelungen, so aber reiht sich die UE Boombox zu der ziemlich unüberschaubaren Liste an portablen Lautsprechern, die aber wenigstens auch hübsch anzusehen ist. Bei dieser Größe hätte ich mir ehrlich gesagt etwas mehr "Dampf" unten rum gewünscht.

+ tolles Design und Verarbeitung
+ druckvoller Klang auch bei Akkubetrieb
+ laut
+ Möglichkeit zur gleichzeitigen Kopplung mit drei Geräten

- Klang insgesamt unausgewogen, wirkt teilweise billig
- Bassbereich wummig, ohne Tiefe
- übertrieben schrille Höhenwiedergabe, kaum Mitten
- Auffällige Verzerrungen bei hohen Lautstärken
- zu knapp bemessener Akku, dadurch automatische Reduktion der Lautstärke
- Automatische Kopplung nur mit einem Gerät


download